Die Fullener Kriegerdenkmäler

Das 1. Kriegerdenkmal von 1921

Am 30. Juni 1920 feierte der Kriegerverein Fullen das 25jährige Bestehen seines Vereins. Bei diesem Jubiläumsfest beschloss man, ein Denkmal zu Ehren der 32 Gefallenen des 1. Weltkrieges (1914 - 1918) zu errichten. Den Auftrag zur Erstellung erhielt eine heute nicht mehr bekannte Steinmetzfirma in Osnabrück. Das Denkmal entstand neben der Kirche gegenüber dem Gehöft Kühling-Wessels (heute Reinhard Schulte/Dieter Hemme). Auf einer Marmorplatte wurden die Namen der 32 gefallenen Soldaten eingeschrieben. Nach einjähriger Bauzeit erfolgte am 31. März 1921 die feierliche Enthüllung des Denkmals und die Segnung, die Pfarrer Heinrich Stratmann vornahm. Mit dem Abriss der Kirche 1970 wurde auch das Denkmal entfernt. Noch in letzter Minute gelang es dem Schützenbruder und Gastwirt Heinrich Gebken, die allseits bekannte Engelstatue, welche das Denkmal schmückte, unbeschädigt zu retten.

Das 2. Kriegerdenkmal von 1972

Die Errichtung dieses neuen Denkmals zur Erinnerung an die 105 Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege aus Fullen fand im Jahre 1972, 20 Jahre nach Neugründung des örtlichen Schützenvereins, statt. Es stand an der Stelle des heutigen Mahnmals und wurde von dem Ohrbecker Künstler Rudolph Krüger gebaut. Auf der Sichtseite der 6 m breiten Gedenkstätte wurden 4 Tafeln mit den Namen der Gefallenen und Vermissten angebracht. Auf einem Sockel vor den Namenstafeln wurde ein 2,5 m hohes Lorbeerblatt aus Bronze aufgestellt. Durch die ausgeprägten senkrechten und waagerechten Mittelrippen des Lorbeerblattes wird eine gewisse Kreuzform sichtbar und mit den abgewinkelten Blattrippen ein Strahlenkreuz angedeutet. Der Vorplatz des Denkmals wurde in Kreuzform mit Steinplatten ausgelegt und die freigebliebenen Flächen in quadratischer Form mit einer Kiesschütte ausgefüllt. Die nicht bebauten Seitenräume wurden mit einer Grünpflanzung versehen. Die Finanzierung dieses zweiten Denkmals wurde durch eine Sammelaktion in den beiden Gemeinden Fullens gesichert. Die Segnung des neuen Ehrenmals erfolgte am 28. Mai 1972 durch den Ortspfarrer Josef Kaupel.

Das neue Mahnmal von 2002/2003

Da das Kriegerdenkmal von 1972 nach 30 Jahren stark durch Witterungseinflüsse gelitten hatte und in dem Zustand nicht beibehalten werden konnte, wurde von Verantwortlichen des Schützenvereins nach reiflicher Überlegung beschlossen, es durch ein zeitgemäßes Mahnmal zu ersetzen. Um es am alten Standort errichten zu können, bedurfte es der Zustimmung des Bistums und der Kirchengemeinde als Eigentümerin des Geländes. Die Planung lag in den Händen eines gewählten Ausschusses und des Diplomingenieurs Reinhard Flesch. Nachdem die Finanzierung mit Unterstützung durch den Landkreis Emsland, durch die Stadt Meppen sowie erhebliche Eigenleistungen gesichert war, konnte mit der Verwirklichung des Mahnmals begonnen werden.

Anfang September 2002 wurde das gesamte bisherige Kriegerdenkmal mit den Grünanlagen und der 20 m langen Betonmauer entfernt. Unverzüglich wurden Arbeiten zum Bau des Mahnmals aufgenommen und zügig vorangetrieben. Nach 10 Wochen, pünktlich zum Volkstrauertag, war die Gedenkstätte größtenteils fertig. Das 6 x 3 m große Klinkerbauwerk wurde mit Kupfer eingedacht und die Stirnseiten der beiden Außenmauern mit Sandsteinblenden versehen. Die große Öffnung zur Vinzenzstraße erlaubt einen guten Blick in das Innere des Mahnmals. Auf den großen Wandflächen wurden die Namenstafeln der Gefallenen und Vermissten und eine neue Engelstatue mit der Inschrift: "Den Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege zum Gedenken" eingelassen. Seitlich des großzügig gehaltenen und mit roten Klinkersteinen gepflasterten Vorplatzes fand das Lorbeerblatt wieder seinen Standort. Beidseitig wurden noch zwei Ruhebänke und Blumenkübel aufgestellt und die Seitenräume mit Grüngewächsen bepflanzt. Hell, freundlich und zeitgemäß zeigt sich die neue Gedenkstätte vor der Kirche. Der gesamte Kirchplatz hat durch das neue Mahnmal ein stilvolles Gesicht erhalten und das Ortsbild ist dadurch erheblich verschönert worden.

Die hohen Kosten der Gedenkstätte konnten in erheblichem Umfang durch Eigenleistungen des Schützenvereins gesenkt werden. Viele Schützenbrüder arbeiteten wochenlang bis zur Fertigstellung uneigennützig an der Verwirklichung des Mahnmals. Stellvertretend für alle stehen die Namen Heinz Eilers und Anton Schwenen, die federführend tätig waren. Während der gesamten Bauzeit wurde der Werdegang in Bildern festgehalten und viele Bürger halfen bei der Errichtung des Mahnmals durch kleine Geldspenden und "Naturalien" mit. Ihnen allen gilt uneingeschränkter Dank.

(Großer Dank gebührt dem Vorsitzenden des Schützenvereins, Bernhard Lammers. Er war die treibende Kraft bei der Planung, bei der Geldbeschaffung und bei der Bautätigkeit. Ständig war er in Aktion. Zähigkeit, Geschick und Einsatzfreudigkeit zeichnen ihn aus. -Die Redaktion-)

Das neue Mahnmal zum Gedenken an die 105 Gefallenen und Vermissten aus Fullen und aller von Gewalt Verfolgter wurde am 26. April 2003 von Pfarrer Hubertus Goldbeck kirchlich gesegnet. Festlich umrahmt wurde die Segnung durch musikalische Beiträge des Kirchenchores und des Trompeters Clemens Hartmaring, der das Lied vom "Guten Kameraden" spielte. In seiner Ansprache anlässlich der Einweihungsfeier hob 1. Kreisrat Reinhard Winter hervor, das Mahnmal sei kein Selbstzweck, sondern vielmehr ein Ort des Gedenkens und Sicherinnerns und ein Ort für junge Menschen, um Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, aus der Vergangenheit, die sie nur aus Bildern und Filmen kennen. Ähnlich äußerte sich Meppens stellvertretender Bürgermeister Gerhard Gels, dass es immer noch wichtig sei, sich der Leiden und Opfer der Weltkriege zu erinnern und Kriege zu verhindern. Der Ortsvorsteher von Fullen und das Kreistagsmitglied Ferdinand Redeker mahnte in seiner Rede dazu, die Gedenkstätte möge stets ein Ort der Erinnerung sein und die Menschen zu stetem Bemühen um dauerhaften Frieden wachrütteln. Alle Redner lobten den Schützenverein zu der Erstellung des Mahnmals und bekundeten, dass es auch ein Gewinn für den gesamten Ort Fullen sei.

Heute 58 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, beginnt die kollektive Erfahrung von Leid und Schrecken zu verblassen. Wenn auch die Menschen des Gedenkens, des Rückblickens und des Wiedergutmachens überdrüssig geworden sind, so sind sie es den Opfern und Hinterbliebenen der Kriege dennoch schuldig, sich ihrer zu erinnern.

Gedenkstätten sind Mahnmale für die Lebenden zum Frieden in der Welt. Altem Leid darf nicht neues Leid, altem Hass nicht neuer Hass und sinnlosem Morden nicht sinnloses Morden folgen. Das neue Ehrenmal möge für immer ein Mahnmal des Friedens sein.

Beitrag von Bernhard Lammers im Buch "1150 Jahre Groß & Klein Fullen". Mit "Die Redaktion" ist die Redaktion des Buches gemeint.

Hier noch einige Bilder des aktuellen "Mahnmals" aus dem Privatarchiv von Heinrich Krainski.

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