Die Jagd in Groß Fullen

Über die Jahre vor der Gründung der Gemeinde Groß Fullen bis zum Jahre 1907 liegen nach den noch vorliegenden Unterlagen keine Aufzeichnungen über die Ausübung der Jagd in Groß Fullen vor. Erst am 17. Mai im Jahre 1908 wurde auf der Gemeindeversammlung protokollarisch festgehalten, dass der Kaufmann Hermann Kamp mit Stimmenmehrheit für ein Jahr zum Feldhüter gewählt wurde. Am 9. Mai des Jahres 1909 wurde der Heuermann Block aus Groß Fullen von der Gemeindeversammlung zum Feldhüter für den Bezirk Groß Fullen gewählt. Die Wahl zum Feldhüter erfolgte für drei Jahre.

Aufgrund der damaligen schlechten Wegeverhältnisse im Gemeindebezirk wurde am 24.03.1913 die Gemeindeversammlung einberufen und daselbst über die Instandsetzung der Wege beraten. Daraufhin wurde der Beschluss gefasst, das Jagdgeld der Wegekasse zuzuführen.

Mit Beginn des I. Weltkrieges im Jahre 1914 bewilligte die Gemeindeversammlung am 08. Nov. 300 DM des Jagdgeldes für Kriegszwecke auszugeben mit der Bedingung, dass das Geld dem Herrn Pastor Stratmann überwiesen wird, damit derselbe das Geld den uns am nächsten stehenden Kriegern zu Gute kommen lässt. Im Januar des Jahres 1915 wurde der Haussohn Hermann Schnieders zum Feldhüter gewählt. Er wurde allerdings im Herbst 1915 zum Heeresdienst eingezogen. Sein am 05.12.1915 von der Gemeindeversammlung gewählter Stellvertreter wurde der Eigner H. Huer.

Vermutlich durch die Kriegswirren des I. Weltkrieges (1914 - 1918) wurden in den darauf folgenden Jahren in den Protokollbüchern der Gemeinde Groß Fullen über die Feldhüter sowie über die Ausübung der Jagd keine Aufzeichnungen mehr getätigt. Auch zu Beginn des II. Weltkrieges (1939 - 1945) wurde den Jagdausübungsberechtigten das Jagen unter Vorbehalt erlaubt bzw. untersagt. So ist in Erinnerung, dass der damalige Jagdpächter, Holzschuhmacher Wilhelm Schnieders, einige Jahre nach Beendigung des II. Weltkrieges im Gemeindebezirk Groß Fullen die Jagd ausübte. Als Mit- oder Unterpächter trat der damalige Sägewerksbesitzer Baraldus Plaatje aus Meppen in Erscheinung. Ebenso als Unterpächter sind noch die Herren Dr. Heyers, Dr. Otto und Otto Wegmann, alle aus Osnabrück, bekannt. Willhelm Schnieders war 25 Jahre Hegeringsleiter in Groß Fullen.

Nachweislich wurde am 18.12.1954 von den vorgenannten Herren und unter Mitwirkung des Jagdpächters Wilhelm Schnieders eine große Treibjagd durchgeführt. Sie begann im Gemeindebezirk der Jagdgenossenschaft Groß Fullen und endete am Süd-Nord-Kanal in Schöninghsdorf.

Das jagdliche Verhältnis zu den benachbarten Jagdgenossenschaften war ausgezeichnet. Besonders hervorzuheben war zu damaliger Zeit das kameradschaftliche und in Ausübung der Jagd das persönlich freundschaftliche Verhältnis zwischen den Revierinhabern Kreisjägermeister Heinrich Brandewiede vom Jagdbezirk Fehndorf, Heinrich Esters vom Jagdbezirk Ester-Hof und die Jagdpächter Wilhelm Schnieders und Josef Kamp vom Jagdbezirk Groß Fullen.

Im Frühjahr des Jahres 1960 wurde in der Jagdgenossenschaftsversammlung beschlossen, das Jagdrecht in der Jagdgenossenschaft Groß Fullen mit einer Größe von ca. 1.400 ha in der Zeitschrift "Wild und Hund" öffentlich anzubieten. Es wurden mehrere Angebote abgegeben. Nachdem ein Einheimischer ein Angebot mit 35.000 DM für eine Pachtlaufzeit von 9 Jahren abgegeben hatte, kam es zwischen den Jagdgenossen zu einer Abstimmung. Mit 60 % der Stimmen ging der Einheimische aus diesem Rennen als Sieger hervor.

Im Herbst 1960 interessierten sich einige Jagdausübungsberechtigte aus Osnabrück für die Jagd in Groß Fullen. Nach mehreren Unterredungen mit dem Jagdpächter sowie dem damaligen Jagdvorstand, bestehend aus den Herren Hermann Thyen als Bürgermeister und den Beigeordneten Bernhard Ahlers und Wilhelm Ewers, wurde dahingehend eine Einigung erzielt, dass die Herren Heinz Laumann, Anton Kogge, Hans Bohnenkamp und Wilhelm Schnieders in den bestehenden Jagdpachtvertrag mit allen Rechten und Verpflichtungen einsteigen konnten. Die Pachtzeit begann am 01.04.1962 und wurde auf 9 Jahre festgesetzt. Für die zu zahlende Jagdpacht wurde laut Vertrag eine Ratenzahlung vereinbart.

Mit Beginn der öffentlichen Ausbietung der Jagdnutzung im Gemeindebezirk Groß Fullen begann das Zeitalter der teuren Jagdverpachtungen im Altkreis Meppen und darüber hinaus. So flossen nichtverwendete Jagdpachtgelder in die Gemeindekasse, um so das Straßennetz und die Wirtschaftswege auszubauen. Einige Jahre später wurde die Maschinengemeinschaft der Jagdgenossenschaft Groß Fullen gegründet. Durch Beschluss der Jagdgenossen wurde der Reinertrag aus der Jagdnutzung der Maschinengemeinschaft für den Ankauf landwirtschaftlicher Maschinen zugeführt. Bis zum heutigen Tag ist ein enormer Maschinenpark angeschafft worden.

Die Jagdpachtzeiten der Jagdpächter:
1961 - 1965 Heinz Laumann, Anton Kogge, Hand Bohnenkamp und Wilhelm Schnieders
1965 - 1971 Heinz Bücker, Anton Kogge, Hans Bohnenkamp und Wilhelm Schnieders
1971 - 1980 Hans Bohnenkamp, Anton Kogge und Heinz Bücker

Durch den Bau der Bundesautobahn sowie den vorangegangenen Planungen wurde durch Versammlungsbeschluss die Gemeindejagd Groß Fullen in zwei Jagdbezirke aufgeteilt. Die Grenze zwischen dem Jagdbezirk I und dem Jagdbezirk II ist die Feldstraße in Verlängerung mit dem Tuntel. Die Verpachtung der beiden Jagdbezirke (I mit einer Größe von ca. 593 ha und II mit einer Größe von 847 ha) wurde öffentlich ausgeschrieben.

1980 - 1989 Jagdbezirk I Hans Bohnenkamp
1980 - 1989 Jagdbezirk II Karl-Ludwig Bode
1989 - 1998 Jagdbezirk I Hans Bohnenkamp, Heinz Tepe
1989 - 1998 Jagdbezirk II Dr. Hartmut Erler
1998 - 2007 Jagdbezirk I Heinz Tepe
1998 - 2007 Jagdbezirk II Dr. Hartmut Erler

Die Jagdpächter der bisherigen Jagdperioden, beginnend einige Jahre nach Beendigung des II. Weltkrieges, erfreuten sich großer Beliebtheit bei den heimischen Dorfbewohnern. Jedes Jahr im Herbst wurde mit guter Beteiligung der Jagdgenossen sowie mit den Jägern ein feuchtfröhliches Jagdfest gefeiert. Auch wurden einige Busfahrten mit den Jagdgenossen ins Osnabrücker- sowie ins Münsterland durchgeführt. Abgelöst wurden die Busfahrten einige Jahre später durch die von allen Jagdgenossen beliebte Grillfete, die im Frühsommer eines jeden Jahres auf dem Platz des Unterhaltungsverbandes am Goldbach stattfindet.

So sei noch zu bemerken, dass der Jagdpächter Heinz Laumann aus Osnabrück im Jagdjahr 1963/1964 den letzten Birkhahn im Groß Fullener Moor erlegt hat. Ein großes jagdliches Ereignis war die Erlegung eines Wildschweins (Keiler) am 06.12.1966 durch den Jäger Bernd Meyer auf dem Südesch im Jagdbezirk Groß Fullen. Das Wildschwein brachte aufgebrochen ein Gewicht von 141 kg auf die Waage.

Nachstehend aufgeführte Vorstände der Jagdgenossenschaft Groß Fullen wurden von den Jagdgenossen ab 1960 gewählt:

Zeitraum Vorsitzender Beisitzer Beisitzer
1960 - 1962 Hermann Thyen (Bürgermeister) Wilhelm Ewers Bernhard Ahlers
1962 - 1971 Gerhard Tappel (Bürgermeister) Bernhard Ahlers Heinrich Eilers
1971 - 1974 Gerhard Tappel (Bürgermeister) Heinrich Eilers Hermann Schulte
1974 - 1976 Gerhard Tappel (Bürgermeister) Heinrich Eilers Hermann Schulte
1976 - 1984 Heinrich Eilers Hermann Schulte Heinrich Bolmer
1984 - 1992 Heinrich Eilers Heinrich Bolmer Hermann Benner
1992 - 2004 Bernhard Lammers Hermann Benner Hermann Schulte


Entnommen einem Beitrag (gekürzt) von Bernhard Meyer im Buch "1150 Jahre Groß & Klein Fullen".

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