Die Pest in Fullen

Bischof Christoph Bernhard von Galen (im Volksmund "Bännätsken" genannt) führte im 17. Jahrhundert einen Krieg gegen die Holländer. Dabei wurde die Pest eingeschleppt und überall im Emsland verbreitet. "Am ärgsten grassierte sie in Ober- und Niederlangen und in Groß und Klein Fullen" (Diepenbrock, Seite 477). Ganze Familien starben aus, die Leute verließen die geschlossenen Ortschaften und bauten sich notdürftige Unterkünfte im freien Feld, weitab von anderen Menschen. Die Kranken blieben zurück und mussten elendig sterben. Oft genug begruben sie sich gegenseitig. So wohl auch in Fullen. Bei Ausschachtungsarbeiten für die Erweiterung der Kirche fand man im Jahre 1912 noch Knochen der 1666 an der Pest Gestorbenen. Damals gab es mit Sicherheit in Fullen schon eine kleine Kapelle, eine Filiale der Pfarrkirche zu Meppen. Allerlei Quacksalber zogen durch das Land und boten Medikamente feil, die nichts halfen. Verordnungen wurden erlassen, Pestchirurgen angestellt, Verhaltensregeln gegeben. Ein Rezept des fürstbischöflichen Leibarztes Dr. Bernhard Rottendorff ist uns überliefert: "Man nehme einen guten Trunk Wermut oder Wein bzw. Branntwein mit Knoblauch oder eine Essientia von Wacholder, Weinreute und Walnusskernen mit Wein oder Bieressig. Dies alles verhütet das Übel. Wer aber von dem pestilentischen Gifte infiziert sei, der solle beherzt zu gift- und schweißtreibenden Mitteln greifen. Zur Erquickung des Herzens kann man dem Patienten frische Zitronenscheiblein, mit Zucker bestreuet, in den Mund geben oder eingemachtes Johannesträublein beibringen. Nach dem Schwitzen solle man eine kräftige Fleischbrühe oder ein sonst bequemes Süpplein reichen. Wer aber nicht schwitzen kann, dem sollen heiße Ziegelsteine oder heiße Roggenbrotscheiben, mit Essigtuch umhüllet, an die Füße und an beide Seiten gelegt werden (Geppert, Seite 54 f.). Dennoch tobte sich die Pest aus. Zur Erinnerung an diese furchtbare Zeit fand 1766 (nach 100 Jahren) ein Dankfest statt, und die Bewohner Meppens und seiner Umgebung machen noch heute die jährliche Pestwallfahrt nach Rulle.


Aus den Emsland-Veröffentlichungen von Eugen Kotte.

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