"Von der Wurzel auszurotten"

Mit Datum vom 14. Aug. 1697 versucht der münstersche Bischof Friedrich Christian von Plettenberg, damals geistlicher und weltlicher Fürst im Emsland, einen Streit zu schlichten, der zwischen den Meppener Geistlichen ausgebrochen ist (Abschrift eines lateinisch geschriebenen Originalbriefes vom 14. Aug. 1697, übersetzt von Theodor Janßen; Privatarchiv).

Worum geht es? Streitpunkt zwischen Propst und Dammerscheidt und seinem Sacellan sind die Stolgebühren, also die finanziellen Abgaben, die von dem zu zahlen sind, dem Sakramente oder Sakramentalien gespendet werden (Seit dem 13. Jahrhundert sind die ursprünglich freiwilligen Gaben zu Pflichtgaben an Pfarrer und Kirchendiener geworden. Sie dienen in den folgenden Jahrhunderten als Beiträge zum Lebensunterhalt).

Offensichtlich hat es seit Jahren in der Propsteigemeinde, zu der damals auch Fullen gehörte, Schwierigkeiten um die Höhe, aber auch um die Verteilung der Gebühren gegeben. Von Meinungsverschiedenheiten, aber auch von handgreiflichem Skandal ist die Rede. Die Gemeinde, aber auch einzelne Gläubige nehmen Schaden, weil durch den Streit die Seelsorge und die Durchführung der kirchlichen Dienste nicht mehr gewährleistet sind. Für den Bischof geht es darum, das Übel "von der Wurzel auszurotten". Deswegen ordnet er an, "um diese Streitigkeiten gründlich zu beseitigen", dass zukünftig dem Propst zwei Drittel u. d. Sacellan ein Drittel der Stolgebühren zustehen bei der Erteilung der Taufe, bei Trauungen, bei Versehgängen, bei Jahrgebeten und Aussegnungen von Wöchnerinnen. Bei Nichtbeachtung dieser Anordnung soll der Betreffende abgesetzt und aus dem Amt entfernt werden.

Eine harte Strafe, sicherlich, aber sie ist wohl auf dem Hintergrund jahrelanger Querelen zu sehen, die die nach dem 30jährigen Krieg gerade erst wieder gefestigte "Kirche von Meppen" nicht vertragen konnte.

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