Der Näigenkolk

Rechts von den "Engelstappen" breitete sich ein weites Wiesengelände aus, "Burwisken" genannt. In der Mitte lag bis vor einigen Jahren ein tiefes Gewässer, das von Schilf und Riedgras umgeben war und von Jahr zu Jahr durch Zuwachsen kleiner wurde. Dieser Teich trug im Volksmund den Namen "Näigenkolk", weil er so tief sein sollte, dass neun aufeinandergesetzte "Wäsebäume" (Heubäume) den Grund nicht erreichten. Man erzählt sich, dass vor Jahrhunderten ein Bauer in den Burwisken mit dem Einfahren des Heus beschäftigt gewesen sei, als der Himmel sich bewölkte und ein Gewitter aufzog. Nur ein einziges Fuder Heu musste noch aufgeladen werden, als Blitz und Donner rasch wechselten. Trotz des Abratens seines Nachbarn setzte der Bauer seine Arbeit fort, aber das Unwetter brach los mit starken Regengüssen, so dass das Wasser bald aus dem Heu tropfte. Das war verdrießlich für den fleißigen Bauern, der die Nerven verlor und den furchtbaren Fluch ausstieß: "Die Burwisken sollen neun Wäsebäume tief versinken!" Der Fluch erfüllte sich auf der Stelle. Der Bauer versank mit Wagen und Pferd ebenfalls, so tief, wie er es gewünscht hatte.

Auch der Näigenkolk ist nicht mehr. Eine gewöhnliche Erdraupe genügte, um den sagenumwobenen Kolk zuzuschütten.


Aus den Emsland-Veröffentlichungen von Eugen Kotte.

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