Die Pingsterbrut

Darunter versteht man in unserer Gemeinde einen Festbrauch für die Schuljugend, der allerdings erst in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts eingeführt wurde. Die Schulmädchen versammeln sich, winden aus Blumen der Pfingstzeit einen großen Kranz, der von zwei größeren Kindern getragen wird. Unter diesem Kranz geht ein kleines Mädchen, etwa Schülerin des 1. oder 2. Schuljahrs. Es trägt ein weißes Kleid, einen Schleier, und das Gesicht ist hinter einem großen Blumenstrauß verborgen. Das ist die "Pingsterbrut". Alle Schulmädchen schließen sich paarweise dem Zug an und dann wird jedes Haus im Dorf aufgesucht, indem gesungen wird:

Gauhen Dag, ji Leu, nu kieket es an,
dat Pingsterbläumken is upestaun.
Glück un Säigen wünske wi jau,
un dorför geiv ji us Eier.

Ein Ei, dat paßt us nich,
Stück of five, sesse, die schad us nich.
Pingsterblaume, heißa - juchhe!

Nu lant us nich sau lange staun,
wi mäuot noch een Hüsken wiedergaon.
Wi mäuot noch gans nau Posen.

Posen is ne grote Stadt,
dor krieget alle Kinner wat.
Pingsterblaume, heißa - juchhe!

Gern wird der Wunsch der jungen Sängerinnen erfüllt. Drei, vier oder gar fünf Eier wandern in den Korb, den zwei Mädchen behutsam tragen und dessen Inhalt nach getaner Arbeit verteilt wird. Sind Einwohner des Dorfes ausnahmsweise keine Hühnerhalter, so wird auch Geld angenommen. Die Annahme, dass es sich bei diesem Brauch um Bettelei handeln könnte, ist völlig abwegig. Der Gesang und der schöne Wunsch für Glück und Segen ist wohl eine kleine Gabe wert. Außerdem sollte man einen überlieferten Brauch in Ehren halten.

Die "Pingsterbrut" löste hier den älteren Festbrauch des Maitanzes um den geschmückten Maibaum ab, als es in einem Frühjahr infolge des Genusses von Alkohol zu einer handfesten Prügelei kam, bei der es einen Schwerverletzten gab. Lehrer Hellmann (1879 - 1906) führte die "Pingsterbrut" ein.


Aus den Emsland-Veröffentlichungen von Eugen Kotte.

Und hier noch zwei Fotos, die freundlicherweise Hermann Friese zur Verfügung gestellt hat:

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