Das Schützenfest

Ab 1922 begann in Fullen die Zeit der Schützenfeste, die vorerst vom Kriegerverein, später dann vom Schützenverein organisiert wurden. Auch die Bürger der Stadt Meppen waren am Fullener Schützenfest interessiert, so dass von den Organisatoren des Festes eine stündliche Autoverbindung Meppen - Fullen geschaffen wurde. Ein überaus reger Pendelverkehr zwischen der Gaststätte Altmeppen an der Emsbrücke und dem Fullener Festgelände war ein Zeichen der guten nachbarschaftlichen Beziehungen. Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu später Abendstunde war eine Attraktion des Fullener Schützenfestes. Das Königsschießen war der Höhepunkt der Veranstaltung. Um gewisse Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Auswertung der Schießergebnisse zu vermeiden, wurde ein unparteiischer Obmann aus Meppen verpflichtet. Mehrere Jahre nahm Herr von Moorstein diese Aufgabe war.

Bis einschließlich 1927 konnte in Fullen ein zweitätiges Schützenfest gefeiert werden. Durch die Weltwirtschaftskrise gegen Ende der zwanziger Jahre kam der Rhythmus dieser Volksfeste in allen Teilen des Emslandes doch arg ins Schwanken, so dass sogar manchmal das Fest ganz ausfallen musste oder auf einen Tag reduziert stattfinden konnte. Aus politischen Gründen wurden alle vereinsinternen Aktivitäten im Jahre 1935 eingestellt und erst 18 Jahre später wurde der Schuss auf die Königsscheibe fortgesetzt, nämlich anlässlich des Schützenfestes am 20. und 21. Juni 1952. Der Verein nannte sich ab sofort "Schützenverein St. Hubertus Fullen".

Ablauf eines Schützenfestes:
Ein Schützenfest beginnt mit dem Antreten und Abmarsch der Schützen (auch der Schützen aus Gastvereinen) am Sonntag. Eine Blaskapelle und/oder ein Spielmannszug marschieren mit. Marschiert wird so, dass möglichst viele Gebiete des Ortes berührt werden, aber die Länge des Marsches trotzdem für alle zumutbar bleibt. Manchmal ist eine Reiterabordnung an der Spitze des Zuges. Am Ende des Zuges befinden sich dann die Fahrzeuge des Königspaares und des Thrones (manchmal auch noch in Kutschen). Überall entlang der Marschroute haben sich dann viele Leute und natürlich auch die Frauen und Kinder der Marschierenden versammelt. Ziel des Marsches ist der Festplatz, wo dann das eigentliche Fest nach einer Festansprache durch den Vorsitzenden beginnt.

Mit einem Festgottesdienst für die verstorbenen Vereinsmitglieder und den gefallenen und vermissten Soldaten der Gemeinde Fullen beginnt der zweite Festtag. Anschließend ist die Gefallenehrung und Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal. Danach marschiert der Verein zum Festplatz, die einen, um in gemütlicher Runde am traditionellen Frühschoppen teilzunehmen, die anderen, um mit sicherem Schuss den Thron der Hubertusdynastie zu besteigen. Punkt 11:00 Uhr ist die Proklamation des neuen Königs. Danach ist bis 16:00 Uhr Pause und danach wird wieder mit Musik und Tanz gefeiert.

Vier Wochen nach dem Schützenfest wird zur bleibenden Erinnerung an seine Regentenzeit dem neuen König die Königsscheibe überbracht. Hieran nehmen neben dem amtierenden Schützenthron viele Schützenbrüder teil. Das Anbringen der Königsscheibe hat sich zu einem Ritual entwickelt, das durch reichen Ausschank von geistigen Getränken fast einem Richtfest ähnelt und in unserer Gemeinde einen symbolischen Charakter hat. Es wird immer ein gemütlicher Abend. Nach ca. 2 Stunden Aufenthalt gibt der Kommandeur den Befehl zum Abmarsch. Die Veranstaltung klingt mit einem gemütlichen Beisammensein in einer von dem jeweiligen König bestimmten Gaststätte aus.


Aus der Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Schützenvereins im Jahre 1995 (gekürzt).

Bilder vom Schützenfest 2010

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