Das Schulwesen in Groß Fullen

Die Schulgemeinde Groß Fullen besteht aus der Bauerschaft Groß Fullen und dem Tuntel. Außerdem gehören zur Schulgemeinde der Esterhof, der Eigene Otten (vom Fange) und der Eigene Niebur von der Marsch (heute Bartels). Da die Grenze der politischen Gemeinde Groß Fullen bis hart an Schöninghsdorf reicht, wurde zwischen diesen beiden Gemeinden eine sogenannte Schul- und Kirchgrenze festgelegt, der Wesuwer Schloot.

Weil unsere Gemeinde mit dem Gründungsjahr 854 eine der ältesten des Kirchspiels Meppen und zugleich von altersher eine Kapellengemeinde war, lässt sich vermuten, dass hier schon früh eine Schule gegründet wurde, wenigstens zu der Zeit, wo in Landgemeinden Schulen allgemeiner wurden. Es lässt sich nachweisen, dass die älteste Schule nahe vor der Kapelle stand, so dass man, wenn man die Tür der Kapelle öffnete, vom Schulraum aus den Priester am Altar sehen konnte. Etliche Jahre später wurde ein Neubau aufgeführt. Von dieser neuen Schule berichtet der Chronist: "Sie stand etwa 20 Schritte nordwestlich von der Kapelle und hart am Hauptweg" (heute: Dorfstraße), also war ihr Standort dort, wo sich heute die Abfahrt vom Kirchplatz zur Dorfstraße befindet. Als der Wirt und Händler Franz Borgmann (heute: Anwesen Kamp) hier einen Bauplatz erwarb und anschließend baute, erlaubte ihm die Gemeinde, damit er Raum gewinne und die Schule eine ruhigere Lage bekomme, dass er den Altbau der Schule abbreche und auf seine Kosten wieder aufbaue; das geschah an der Südseite der Kapelle, etwa 6 Schritte südlich vom heutigen Kirchturm. Nach unseren Erfordernissen bot die Schule Groß Fullen Unterrichtsraum für höchstens 30 Kinder. So können wir verstehen, dass die Schulbehörde bei etwa 60 Schulkindern zum Neubau aufforderte und zudem den Rat erteilte, zugleich eine Lehrerdienstwohnung zu errichten. Der Bauplan wurde aber erst verwirklicht, als man einsah, dass alles Sträuben nicht helfen würde.

Über den Bauplatz konnte jahrelang keine Einigung erzielt werden, einmal war ein Platz nicht geeignet für eine Schule, ein anderes Mal lag er nicht für jedermann günstig genug. Die Behörde zeigte sich bereits uninteressiert und die genehmigten Baugelder sollten anderweitig verteilt werden, als "zur rechten Zeit noch ein rettender Engel erschien". Pater Norbertus Koiter besuchte in Groß Fullen seinen Bruder, den Pastor Koiter. Der Pater machte der Gemeinde den Vorschlag, den als Bauplatz zur Verfügung stehenden Hummelsdorfer Kamp dem Kaufmann Bruns, damals im heutigen Hause Friese wohnhaft, zum Tausch anzubieten, um das Grundstück Bruns, aus drei Parzellen bestehend und ca. 31 a groß zum Bau der Schule zu benutzen. Dieser Vorschlag hatte Erfolg und im Jahre 1877 wurde das Schulhaus mit Lehrerdienstwohnung erbaut.

Zur Schulstelle gehören: ein Grundstück (Weideboden) 1,5 ha groß, Dienstland des Schulleiters, 1 ha groß. Das Dienstland war früher Heideboden. Lehrer Hellmann hat es mit seinen Angehörigen in eigenhändiger Arbeit kultiviert und mit einer Umwallung versehen. Das alleinige Verfügungsrecht innerhalb der Gemeinde hat der jeweilige Dienststelleninhaber. Hier ein Bild von einer alten Postkarte und zwei weitere Bilder der alten Schule:




Nach dem zweiten Weltkrieg stieg die Kinderzahl sprunghaft und das Schulgebäude wurde nicht nur zu klein, sondern war im Laufe der Jahre auch baulich nicht mehr in einem Zustand, der für eine moderne Schule genügen konnte. Es wurde aber zunächst noch eine Baracke des Reichsarbeitsdienstes entsprechend umgebaut und als Behelfs-Unterrichtsraum benutzt. Im Frühjahr 1952 erhielt der alte Klassenraum neues Gestühl und neuen Fußboden. Die Schule wurde 1951 drei-klassig und so musste stets eine Schulklasse nachmittags unterrichtet werden. Es ist erklärlich, dass von Schule und Gemeinde immer wieder versucht wurde, einen Neubau oder wenigstens Erweiterungsbau der Schule durchzuführen. Im Jahre 1954 scheiterte der Anbau an die 1877 erbaute Schule infolge des Einspruchs eines Nachbarn. Ein neuer Vorstoß wurde bereits 1955 unternommen. Das Bauprojekt sah den Neubau von zwei Klassenräumen auf dem Grundstück der Kirchengemeinde neben dem Schulgrundstück vor und schlug fehl, weil die Vertreter der Kirche den Tausch des Platzes nur dann vornehmen wollten, wenn ein Grundstück in der dreifachen Größe seitens der Gemeinde gegeben wurde. Im Jahre 1956 wurde dieses Grundstück der Kirche für einen Schulbau von der Regierung als zu klein bezeichnet, dafür entstand nach der Besichtigung des Geländes der Plan, die Schule ganz neu neben den Sportplatz an der Schöninghsdorfer Straße zu bauen. Inzwischen traten neue schulische Gesichtspunkte hinzu, so dass auch dieser Plan fiel und eine neue dreiklassige Schule mit Pausenhalle und Nebengebäuden 1958/59 an der Eschstraße nach Klein Fullen gebaut wurde.

Nach Einführung des 9. Schuljahres wurden die Kinder dieses Jahrgangs aus Versen, Groß Fullen und Klein Fullen nach hier eingeschult, desgl. die Kinder des 7./8. Jahrgangs aus Klein Fullen, während wegen Platzmangels die Kinder des 5./6. Schuljahres aus Groß Fullen nach Klein Fullen überwiesen wurden. Damit ist die Schule teilweise eine Mittelpunktschule.

Wenn es schon vor 1800 in Groß Fullen eine Schule gab, so muss auch unterrichtet worden sein. Der Unterricht fand anfänglich nur während des Winters statt, da im Sommer, in der Hauptarbeitszeit in der Landwirtschaft, auf die Arbeitskraft der Kinder nicht verzichtet werden konnte und erstreckte sich auf das Auswendiglernen von Gebeten und Kirchenliedern und lesen der Bibel und des Katechismus. Was darüber an Schulbildung hinausging, wurde allgemein als Luxus angesehen. Sollte nach Einbringen der Ernte der Unterricht beginnen, so versammelten sich die Väter der Gemeinde und wählten aus ihrer Mitte oder auch aus der Nachbarschaft einen des Lesens, Schreibens und Rechnens kundigen Mann zum Lehrer. Um das Jahr 1820 wird uns in der Heimatgeschichte der Lehrer Blaue genannt. Als Entschädigung für seine Lehrtätigkeit erhielt er das Schulgeld, das von den Kindern zu zahlen war.

Sein Nachfolger war Lehrer Weßling, der in der Normalschule des großen Pädagogen Overberg durch drei Lehrgänge bereits ein kleine Vorbildung erhalten hatte. Lehrer Weßling unterrichtete auch schon während des Sommers und war bis 1857 tätig. Er versah in der Kapellengemeinde zugleich den Küsterdienst.

Die folgenden Lehrer waren bereits durch das Lehrerseminar in Osnabrück vorgebildet. Lehrer Rohmann war hier von 1857 bis 1863 tätig und wanderte dann nach den USA aus. Lehrer Albers war nur ein halbes Jahr in Groß Fullen, da ihm eine Stelle geboten wurde, die ihm mehr zusagte.

Die Lehrerstelle in Groß Fullen wurde sodann dem Lehrer Stauvermann übertragen. Ihm war es noch vergönnt, die neue Lehrerdienstwohnung zu beziehen. Im Jahre 1879 erkrankte er unheilbar, so dass die Regierung in Osnabrück den jungen Lehreranwärter Kohstall zur Vertretung schickte. Im Herbst 1879 trat Lehrer Hellmann die freie Stelle in Groß Fullen an und er arbeitete segensreich in der Schule bis zum 31. März 1906. Lehrer Hellmann war es, der den Grundstein legte zu der Schulchronik, zum Schulgarten, der das Dienstland der Schulstelle kultivierte; er war zugleich Organist und lange Zeit auch Küster. Den wohlverdienten Ruhestand verlebte dieser einsatzfreudige Lehrer in Groß Fullen. Sein Nachfolger wurde am 1. April 1906 Lehrer Pope, gebürtig aus Borgloh, der bis dahin in Schöninghsdorf tätig war. Seit 1919 gibt es in Deutschland die allgemeine Schulpflicht. Die Schule Groß Fullen zählte damals zwischen 60 und 80 Kinder. Wegen schwerer Erkrankung wurde Lehrer Pope vorzeitig zum 1. Mai 1935 in den Ruhestand versetzt. Die Lehrerin Gertrud Loske, die als zweite Lehrkraft seit dem 1.3.1928 hier unterrichtete, führte zunächst den Unterricht gekürzt allein weiter, bis zum 1. Oktober 1935 der Lehrer Karl Thiele, in Angerstein (Kreis Göttingen) geboren, nach hier versetzt wurde. Die Schülerzahl stieg auf 91. Wegen der vielen Einberufungen zum Heeresdienst mussten die Lehrer während des Krieges vielfach Vertretungen übernehmen. So wurde auch Lehrer Thiele nach Versen abgeordnet, während Frl. Loske hier wieder allein unterrichtete. Lehrer Thiele wurde zum 31.März 1940 versetzt. Zwar wurde die Stelle des Schulleiters zum 1. Januar 1941 wieder mit Lehrer Weckenbrock besetzt, aber derselbe wurde zum gleichen Termin zur Wehrmacht einberufen. In der Folge konnte nur ein gekürzter Unterricht erteilt werden, der zudem wegen der Fliegerangriffe auch noch unregelmäßig war. Spinnstoff- und Heilkräutersammlungen wechselten mit Arbeitseinsatz und Sammlungen von Edel- und Altmaterial, sowie Zucht der Seidenraupen, um die Kriegswirtschaft zu stützen. Nach Beendigung des Krieges am 8. Mai 1945 blieb die Schule bis zum 1. September desselben Jahres geschlossen. Es waren 136 Kinder, die Frl. Loske allein unterrichten musste, bis am 15. Oktober 1945 Lehrer Anton Helmold, bislang in Haren tätig, die 1. Lehrerstelle in Groß Fullen übernahm. Jetzt wurde wieder geordnet gearbeitet.

Am 1. April 1949 wurde Lehrer Helmold die Rektorstelle an der Volksschule Osnabrück-Haste übertragen. Auf eigenen Wunsch (Ausbildung der Kinder) wurde der Lehrer Josef Kotte in die damals 1. Lehrerstelle in Groß Fullen berufen (Nach anderer Quelle bereits zum 26.04.1946). In die Dienstzeit dieses Lehrers, der 1951 zum Hauptlehrer ernannt wurde, fällt die schnelle Entwicklung der Volksschule Groß Fullen, von der zweiklassigen mit etwa 90 Kindern bis zur fünfklassigen mit 154 Kindern, von der Barackenschule bis zum modernen Schulbau. Dass Groß Fullen schließlich doch nicht Standort für die zwei- und später dreizügige Hauptschule wurde, für die das aufstrebende Dorf nicht nur wegen der geographischen Mittellage die beste Ausgangsposition hatte, liegt wohl an der undurchsichtigen Schulpolitik anderer Gemeinden. Im Jahre 1967 wurde mit dem Neubau der Dienstwohnungen begonnen, die am 1. April 1968 bezogen wurden. Hauptlehrer Kotte wurde zum 01.08.1969 durch Heinz Menke als Schulleiter abgelöst, welcher dieses Amt bis zum 01.02.1973 innehatte. Frau Theresia Rensmann übernahm dann vertretungsweise bis Juli 1973 und wurde von Reinhold Mescher abgelöst, welcher bis 1999 Schulleiter war. Bis Januar 2001 übernahm dann vertretungsweise Frau Rita Brümmer-Bromkamp das Amt. Seit dem 01.02.2001 ist Frau Jutta Wübben die Schulleiterin. Hier noch aktuelle Bilder (vom 26.07.2008) der Grundschule Fullen:

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