Das Schulwesen in Klein Fullen

Für die Zeit vor 1800 ist lediglich überliefert, dass ein alter mann im Backhaus die Kinder in Religion, Lesen und Schreiben unterrichtet habe. Danach ist für Klein Fullen ein geräumiges Schullokal nachgewiesen, das gleichzeitig als Gebetsraum genutzt werden konnte und das einen Turm mit Glocke hatte. Derartige "Turmschulen" gab es zu der damaligen Zeit an vielen vergleichbaren Orten des Emslandes, etwa in Klein Hesepe, in Hüntel oder auch in Rühle. Das Gebäude der Klein Fullener Schule hatte im Westen den Turm mit Eingang, nach Osten schloss sich ein größerer Unterrichtsraum an, dem ein kleinerer, durch eine hölzerne Trennwand abgegrenzter Chorraum folgte. Öffnete man die Klappen der Holzwand, so konnte der Schulraum zu einer kleinen Kapelle (vermutlich mit Altar, wie es etwa in Lindloh der Fall war) erweitert werden. Zwei Rundbogenfester befanden sich auf jeder Seite, die nördlichen wurden 1810 zugemauert, dafür die nach Süden gelegenen verdoppelt. Die im Unterrichtsraum eng aufgestellten Sitzbänke verschiedener Größe (Schreibpulte gab es nur vier!) konnten auch als Kirchenbänke verwendet werden. Gottesdienst war, wie die Schulchronik bezeugt, von Zeit zu Zeit, täglich jedoch in der Fastenzeit. Dabei handelte es sich um Betstunden, die die Klein Fullener ohne Priester abhielten; nicht auszuschließen ist aber, dass dort auch die heilige Messe gefeiert worden ist, wenn ein Priester vorhanden war oder eine besondere Situation es nötig machte. Für die Schulkinder jedenfalls war es eine alles in allem wenig anheimelnde Atmosphäre, in der, nach Geschlechtern getrennt, die Kinder mucksmäuschenstill saßen. Ein Bild der "guten alten Zeit"? "Warte nur, bis du in die Schule kommst", so hieß es auch in dieser Zeit, wenn ein Kind unartig war.

Derlei Schulen wurden offiziell Nebenschulen genannt (inoffiziell manchmal etwas despektierlich auch "Klippschulen"), d. h. es handelte sich um Filialen, die von Pfarrschulen abgezweigt waren, wenn Kinder wegen der weiten Entfernung vom Pfarrort nur schwer beschult werden konnten. Staatlicherseits wollte man diese Art von Schulen laut Verordnung des Landesherrn aus dem Jahre 1801 möglichst begrenzen, zumal Nebenschulen in der Regel noch weniger leistungsstark waren als die größeren Pfarrschulen. Der Fürstbischof von Münster verfügt deswegen, dass in den letzten beiden Schuljahren von den Kindern die Kirchenspielschule besucht werden muss und dass die Lehrer an Nebenschulen sich besonders intensiv examinieren lassen müssen.

Es handelte sich um eine Lehrerbildungsanstalt nach Overbergschem Muster, die die schon im Dienst befindlichen Lehrer nachträglich fortbilden sollte. Jahr für Jahr musste Johann Heinrich Steffens für ein paar Wochen nach Osnabrück, zu Fuß natürlich. Die Briefe, die der junge Hilfslehrer nach Hause schreibt, nennen die Schwierigkeiten: 12 Stunden ist er 1840 bis Neuenkirchen allein gegangen, ehe er jemanden traf, mit dem er sich verabredet hatte. Manches versteht er im Seminar gar nicht. Doch auch der Erfolg stellt sich ein: Die Zeugnisse sind gut, und 1837 ernennt ihn deswegen Weihbischof und Generalvikar Dr. Lopke aus Osnabrück zum "wirklichen Lehrer bei der Nebenschule zu Klein Fullen".

Johann Heinrich Steffens erfüllt ein eidliches Versprechen. Anlässlich seines 50jährigen Dienstjubiläums, das mit Gottesdienst, Festessen und einer großen Gratulationscour im Hotel Warren in Meppen stattfindet, bescheinigt es ihm Bischof Conrad von Osnabrück. Er spricht von der Zufriedenheit der Vorgesetzten, der Verehrung der Gemeinde und der Hochachtung der Kollegen und dem "Lohn, welcher denjenigen verheißen ist, die viele zur Gerechtigkeit unterwiesen haben". Ein Jahr später beantragt der 65jährige seine Pensionierung, die ihm auch gewährt wird.

Der Platz rund um die Klein Fullener Nebenschule war durch eine Einfriedung und durch zahlreiche Ziersträucher verschönert, die auch dem Naturkundeunterricht dienten. Ganz erbost äußert sich der Schulchronist im Jahre 1909, als man (gleichsam über Nacht) ohne Wissen des Schulinspektors und des Dorflehrers diesen schönen Schulgarten abholzt. Diese alte, häufig veränderte Dorfschule ist 1972 ohne viel Aufhebens abgerissen worden.

In Klein Fullen waren beschäftigt:

Bernhard Osterbrink, Lehrer
Theresia Rensmann, Lehrerin.

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